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Eisbaden – Was steckt dahinter? Teil II

Eisbaden Martin Oßwald

Eisbaden – Was steckt dahinter? Teil II

Immer mehr tun es… Baden im Winter – also Eisbaden!

Die Vorstellung allein bereitet dir Gänsehaut und du denkst es ist nur noch verrückt in Eiswasser zu springen? Dann geht es dir vermutlich erstmal wie den meisten Menschen, die Eisbaden in letzter Zeit immer häufger hören, sich aber noch sehr wenig darunter vorstellen können.  Wir haben deshalb mal etwas genauer nachgefragt und gecheckt, was denn wirklich hinter dem Hype steckt.

Wir haben mal genauer nachgefragt

Da wir selbst leider viel zu wenig über’s Eisbaden wissen, haben wir einen echten Profi gefragt. Martin Oßwald- angehender Arzt, begeisterter Sportler, Gesundheisfanatiker und stets auf der Suche nach einer neuen körperlichen Herausforderung – erschien uns hierfür perfekt!  Er beschäftigt sich quasi rund um die Uhr mit Gesundheit, Bewegung und neuen Möglichkeiten, den Körper zu fördern. Letzteres brachte ihn also auch zum Eisbaden. Wie es dazu kam, wieso es aktuell so gehyped wird und wer das Eisbaden überhaupt testen kann, erklärt er uns hier in seinem Interview.

Eisbaden – wie kam es dazu?

Es ist ja nicht gerade angenehm ins eiskalte Nass zu gehen – wie und wann kamst du dazu?

 

Das Ganze hat relativ spontan begonnen, um ehrlich zu sein. Ein guter Freund und Trainingskollege, der dem Thema selbst aufgeschlossen gegenüber steht, hat mich Anfang letzten Winters dazu gebracht. Er selbst war in den vorangegangenen Jahren mehrmals Eisbaden und hat nur Positives davon berichtet. Ich persönlich bin ich ein großer Fan davon, neue Reize zu setzen, ob physisch oder psychisch. Und das schöne ist dass wir hier von beidem reden. Als wir dann eines Abends im November an der Lahn spazieren gingen und meine Wohnung nicht mehr weit war, kam ein spontanes „Lust rein zu springen?“ von ihm und so kam ich letztlich auf den Trichter.

Eisbaden Loch ins Eis klopfen
Sich im Wasser dem Gefühl hinzugeben und nur zu spüren, die Muskeln so gut es geht entspannen und es einfach „geschehen lassen“ macht das Ganze zu einem umso befreienderen Erlebnis.
Eisbaden, Eiswasser

Vorbereitung?

 

Hast du dich vorbereitet? Gab es eine Art Mentor als Inspiration? Wenn ja, welchen?

 

Die erste Vorbereitung viel dementsprechend spartanisch aus. Die Hinweise, die mir allerdings geholfen haben waren:  „Denk dran es ist nur ein Gefühl“ & „Konzentriere dich nur auf deine Atmung“. Das ist anfangs leichter gesagt, als getan – thermische Reize beeinflussen immerhin sehr deutlich unsere Atemfrequenz, sich dessen bewusst zu sein und nach dem ersten „schock“ die Kontrolle zurück zu gewinnen, ist allerdings ein beeindruckendes Gefühl. Den initialen Fluchtreiz zu unterdrücken, Ruhe zu bewahren und die Eindrücke einfach hin zu nehmen, kann somit einen beruhigenden, fast schon meditativen Charakter der Kontrolle entwickeln.

Ein vermutlich bekanntes Vorbild in dem Bereich ist natürlich „The Iceman“ Wim Hof. Wobei bei ihm primär eine hyperventilative Atemmethode im Vordergrund steht, welche ich (noch) nicht praktiziere.

 

Ist Vorbereitung generell nötig, oder kann man das auch einfach so mal Testen?

 

Auf jeden Fall kann das einfach mal ausprobiert werden. Die einzige Grundregel, die wir haben, ist nicht alleine zu gehen. Allerdings kann der Kältereiz doch zu starken Reaktionen führen, die bei jedem ein Wenig anders sein können. Ein weiteres Augenpaar zu haben, das einen begleitet, kann also nicht schaden. Menschen mit (v.a. Cardialen) Vorerkrankungen sollten natürlich eine Abklärung mit ihrem behandelnden Arzt vornehmen. Variablen, die man beachten sollte, zusätzlich zum langsamen Einsteigen, sind natürlich Wassertemperatur und die Zeit im Wasser. Da Ersteres in der Regel außer unserer Kontrolle liegt, passen wir die Zeiten immer ein wenig an die Temperaturen an, je Kälter desto kürzer also. Alles von 1 bis 10min ist gut verträglich. Man findet mit der Erfahrung eine Zeitspanne, die einem persönlich als am angenehmsten erscheint, was sich bei mir vor allem durch das Gefühl danach und die Wiedererwärmungzeit ergibt.

Easy ins Eiswasser – Alles eine Sache der Atmung?

 

Im Internet findet man sämtliche Videos für die richtige Atmung. Hältst du dich da an eine Gewisse Technik beim Eisbaden?

 

Wie oben erwähnt, schwört Wim Hof auf seine hyperventilative, alkalotische Atmung, welche heruntergebrochen darauf beruht, durch kontrolliert schnelle Atemzüge den Blut-pH durch vermehrtes abatmen von C02 zu steigern – also basischer zu machen. Dem folgt bei ihm ein Gedanke von vermehrter – vor allem körperlicher – Leistungsfähigkeit und eine Art meditativer Zustand. Wir praktizieren in unserem Kreis der Badeverrückten allerdings keine spezielle Atemtechnik, lediglich eine kurze meditative Phase vor dem Einsteigen und tiefe, kontrollierte Atemzüge während des Badens, empfand ich als besonders hilfreich und erdend.

Aus Biochemischer Sicht wird ja vermehrt Adrenalin und Dopamin ausgeschüttet, während man in der Kälte verweilt. Hält das High Gefühl dann auch noch, wenn man wieder im Trockenen ist?

 

Die Katecholaminausschüttung begründet natürlich die initiale Stressreaktion. Wobei das High – meiner Erfahrung nach – im Sinne des Gewöhnungseffektes mit der Zeit abflacht und eher ein ruhiger meditativer Zustand diesem folgt. Der „Rush“ sobald man wieder aus dem Wasser kommt und das Blut überall einschießt bleibt ein tolles Gefühl. Wobei es anfangs gewöhnungsbedürftig sein kann, für kurze Zeit danach nur wenig auf der Haut zu spüren. Generell ist für mich weniger das High im Vordergrund, als mehr ein Gefühl des „Resetting“ des Kopfes und Körpers.

Ist Eisbaden gesund?

 

Hast du gesundheitlich Unterschiede bemerkt?

 

Nicht direkt – allerdings ist es ein traumhaft leerer Zustand, in dem man sich nach dem Baden befindet. Der Kopf denkt an nichts, ist vollkommen frei. Allein dieses Gefühl ist es meiner Meinung nach wert und v.a. nach einem langen, oder anstrengenden Tag kann einem dieses Gefühl wirklich entlasten. Zusätzlich zu diesem psychischen Effekt kommt die Hyperämie, als reaktive Mehrdurchblutung, als physischer Effekt hinzu. Im Endeffekt handelt es sich dabei um eine vergleichbare Reaktion, wie beim kalten Abduschen nach dem Saunieren. Die Verengung der Gefäße durch den Kältereiz kann dabei durchaus als Gefäßtraining gesehen werden, da Gefäße im Endeffekt auch nur Muskelschläuche darstellen, die mehr leisten können (im Sinne von schneller und adäquater reagieren). Nach dem Eisbaden erröten sich alle Bereiche der Haut, die im Wasser waren deutlich, was für eine massive Mehrdurchblutung spricht. Mehrdurchblutung stellt dabei initial eine sehr positive Reaktion dar, wobei eine Flut an oxygeniertem Blut das Gewebe durchströmt und mit neuen Nährstoffen versorgt.  Ebenfalls konnten bisher entzündungshemmende Wirkungen belegt werden. Die Kombination dieser Effekte sprechen für mich folglich für eine durchweg positiven, gesundheitsförderlichen Effekt. Wobei meiner Meinung nach immer der Grundsatz gilt: die Dosis macht das Gift, bzw die Intention hat vorrang. Wenn z.B. eine Entzündung „gewollt“ ist, zB im Rahmen von Krafttraining, wobei kleine Muskelläsionen den Muskelaufbau anregen sollen, ist hier eine Hemmung dieser Prozesse eher störend. Für mich hat sich dabei die Faustregel bewährt, die Kollagenregenerationszeit von 48 Stunden nach einem ermüdenden Krafttraining einzuhalten und erst danach wieder ins kühle Nass zu springen.

Zusätzlich kann z.B. in der Menstruation, oder sensiblen Zyklusphasen vermehrtes Kälteempfinden auftreten, oder der Reiz als deutlich unangenehmer wahrgenommen werden, auch hier finde ich sollte man seinem Körpergefühl folgen und nur eisbaden, wenn man sich auch bereit und gut dafür fühlt.

Du bist ja angehender Arzt… Würdest du sagen, dass das Immunsystem aus wissenschaftlicher Sicht durch Eisbaden tatsächlich gestärkt wird?

 

Zusätzlich zu den oben genannten physischen Faktoren der körperlichen Reaktion, wie der initialen Gefäßkontraktion, der reaktiven Mehrdurchblutung und der Botenstoff gestützten Entzündungshemmung reagiert der Körper sicherlich auf vielen anderen Ebenen auf diesen Reiz. Da das Immunsystem selbst in seiner Komplexität nicht vollständig verstanden ist, ist es natürlich schwer hier eine Aussage zu treffen. Allerdings kann ich hier für Interessierte auf die Wim Hof Studien verweisen, für die sich The Iceman persönlich zur Verfügung gestellt hat oder zum Teil initiiert hat. Beeindruckend ist hier vor allem, dass bisher angenommen wurde, dass das Vegetative Nervensystem  – also Sympathikus und Parasympathikus – nicht bewusst beeinflusst werden kann. Natürlich kann man sich durch Atemtechniken oder Ähnlichem bei z.B.Prüfungsstress beruhigen, allerdings nicht seine Körpertemperatur regulieren. Und genau das stellen die Ergebnisse zum Teil in Frage, wobei es Wim Hof möglich war, seine Körperschalentemperatur in langen Eisbädern konstant zu halten. Ein „normaler“ Mensch würde dabei gefährlich unterkühlen. Die animiert immerhin zum Umdenken, inwiefern wir auch diese Achse unseres Nervensystems „trainieren“ und beeinflussen können.

Zusätzlich wurden Wim Hof im hospitalisierten Rahmen, um der Frage der Immunkompetenz nachzugehen, eine sehr hohe Menge von Erregern injiziert. Die reine Bakterienlast ist dabei in der Regel in der Lage, eine deutliche Immunreaktion mit Fieber und allem was dazugehört, zu provozieren. Bei Wim Hof lies sich indessen nicht einmal eine Fieberreaktion verzeichnen. Um es kurz zu fassen: Das hat sein Immunsystem das also locker weggesteckt!

Folglich ist hier auf jeden Fall noch Forschungsbedarf nötig. Allerdings scheinen die Ergebnisse bislang vielversprechend.

Woher der plötzliche Hype?

 

Was denkst du, woher kommt es, dass das Eisbaden plötzlich so ein Hype ist?

 

Der aktuelle Hype ist meiner Meinung nach zum großen Teil Corona getragen, man will eben neues Probieren, dabei gesundheitsbewusst handeln und naja, wenn sonst nichts zur Verfügung steht, greift man eben auf basalere Dinge zurück.

 

Was würdest du den Menschen raten, die Eisbaden gerne mal Testen wollen, sich aber nicht so recht trauen?

 

Hierbei ist der motivierende und auch sichernde Aspekt eines guten Freundes, oder einer guten Freundin nicht zu unterschätzen. Sich jemanden zu suchen der es im Idealfall schon einmal probiert hat und das Ganze zusammen durch zu stehen. Meiner Erfahrung nach haben viele deutlichen Respekt vor dem ersten Mal – allerdings schon beim Aussteigen aus dem Wasser, hat man ihnen die Faszination angesehen. Natürlich ist Vorbereitung die halbe Miete, wenn man nicht gerade neben einem Fluss, oder See wohnt. Warme, bequeme Kleidung und Handschuhe sind v. a. Für das Wiedererwärmen danach von Vorteil. Auch ein warmes (kein heißes!) Getränk kann helfen. Sich im Wasser dem Gefühl hinzugeben und nur zu spüren, die Muskeln so gut es geht entspannen und es einfach „geschehen lassen“ macht das Ganze zu einem umso befreienderen Erlebnis.

Im Eis baden in Gießen
Eisbaden Gießen

Video vom Eisbaden

Eisbaden – Fazit

es befreit den Kopf, durchblutet deinen ganzen Körper und ist somit psychisch und pysisch allemal eine Erfahrung wert! Worauf wartest du also?

Grundsätzlich kann jeder gesunde Mensch Eisbaden ausprobieren – ein bisschen Vorbereitung ist natürlich sinnvoll. Das Wichtigste ist aber: ZIEHE DICH WARM & GEMÜTLICH AN – GEHE NIEMALS ALLEINE – HÖRE AUF DEINEN KÖRPER

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